Mutter Natur ist mal wieder, die die besten Lösungen für Probleme hat. In vielen Gegenden dieser Welt haben die Menschen keinen Strom und sobald die Sonne untergegangen ist, gibt es nur noch stinkende, kleine Ölfunzeln, bei denen man auch kaum etwas sieht. So ist es zum Beispiel in Peru auf dem Land, in vielen Dörfern. Die Menschen sind arm und können sich kaum batteriebetriebene Lampen leisten. Peru ist das drittgrößte Land in Südamerika, es liegt an der Westküste.
Die meisten Städte liegen entlang des Küstenstreifens, direkt dahinter ragt das Gebirge der Anden auf. Die Küste ist aber keineswegs überall grün und üppig, sondern besteht im südlichen Küstenteil meistens aus „Küstenwüste“. Nur da, wo die Flüsse aus dem Andengebirge herunterkommen ist es grün und nur da gibt es Bauern und Landwirtschaft. Und unten, im Süden Perus liegt die trockenste Wüste unseres Planeten, die Atacamawüste. Deshalb stehen auf chilenischer Seite der Atacama, auf dem Hochplateau Chajnantor in 5000 Metern Höhe große Teleskope, die ins All schauen. Die Höhenluft ist dort so sauber und mehr als strohtrocken, so dass nichts in der Erdatmosphäre die Aufnahmen dieser Riesenteleskope verunreinigt.
Der Teil der Küste nördlich der Hauptstadt Lima hat einen besseren Erdboden und etwas mehr Regenfälle zu bieten, hier ist Landwirtschaft möglich, aber auch nicht üppig. Die Bewohner müssen ihren Lebensunterhalt den Boden schon abringen. Auf der Ostseite der Anden beginnt die Regenwaldregion. Dieser Dschungel ist undurchdringlich. Die Flüsse aus den Anden, die auf dieser Seite talwärts fleßen, sind die Verkehrsadern, auf denen Menschen sich fortbewegen und Handel treiben. Die wenigen größeren Städte, die im Dschungelgebiet auf der Ostseite der Anden liegen, sind nur per Boot oder Flugzeug erreichbar.
Es gibt in dem riesigen Land etwa 30 Millionen Peruaner, 78% davon sind Stadtbewohner. Die kleine Landbevölkerung, die meist aus indigenen Stämmen besteht, ist relativ klein und sehr arm. Sie leben oft wie noch vor hundert Jahren. In einer so kargen Landschaft ist das wenig romantisch. Strom und fließendes Wasser gibt es in den Hütten nicht.
Eine Gruppe peruanischer Forscher hat sich Gedanken gemacht, wie man das Leben dieser Leute etwas verbessern kann, ohne ihnen Dieselgeneratorenaufzuschwätzen, die sie weder bezahlen, noch mit teurem Diesel befüllen können, abgesehen davon, dass diese stinkenden Knattermaschinen auch die Umwelt verpesten. An dem Projekt haben sowohl Professoren als auch Studenten der UTEC, der Universität für Ingenieurswesen und Technologie in Peru, teilgenommen.
Die Tüftller sind auf eine phantastische Idee gekommen: Sie bauten eine „pflanzen-betriebene Lampe“. Die Lampe produziert tatsächlich 100-prozentig saubere und nachhaltige Energie. Dazu braucht sie nur heimische Pflanzen, die dort im Wald wachsen. Die Lampe wurde begeistert aufgenommen und hat für die Dorfbewohner spürbar mehr Lebensqualität gebracht.
Der Prototyp dieser pflanzenbetriebenen Lampe wurde in der Gemeinde Nuova Saposoa zuerst eingeführt. Nuova Saposoa liegt in der Region Ucayalii, die in Bezug auf Stromversorgung am schlechtesten dasteht. Das sind immer noch Schäden, die vor einiger Zeit durch ein verheerendes Hochwasser entstanden sind. Dadurch, dass es dort kaum Straßen gibt, wie schon oben beschrieben, war es bis heute nicht möglich gewesen, das Problem zu beheben – und es sieht auch nicht so aus, als ob das in absehbarer Zeit geschehen könnte.
Was ist eine „pflanzenbetriebene Lampe“?
Eigentlich ist es eine große, mit Erde gefüllte Holzkiste, in der eine Pflanze wächst. Aus einer Seite der Kiste kommt das Gestell mit dem Zuleitungskabel heraus, an dem die Lampe befestigt ist. Die Energie bezieht die Lampe aus dem Prozess der Fotosynthese, durch die alle Pflanzen das auf ihre Blätter fallende Sonnenlicht mittels des grünen Chlorophylls in ihren Blättern umwandeln in Nährstoffe. Für diese Fotosynthese braucht die Pflanze nur Wasser, Kontakt zur Erde und Kohlendioxid aus der Luft. Aber vor allem liefert das Sonnenlicht die Energie für die Fotosynthese. Aus Wasser und Kohlendioxid produziert die Pflanze eine Art Zucker (Kohlehydrate) und davon ernährt sie sich und wächst.
Was die Pflanze nicht mehr braucht, die dabei abfallenden organischen Reststoffe, sozusagen der Kot der Pflanze, wird über ihre Wurzeln in die Erde entsorgt. Dort ernähren sich davon Mikroorganismen, die im Erdreich leben. Diese Mikroorganismen wiederum setzen bei ihrem Verdauungsprozess Elektronen frei.
Diese Elektronen sind nichts anderes als Elektrizität. Und jetzt ist es ganz einfach: Indem man eine Elektrode in der Nähe der Wurzeln positioniert, kann man die Elektronen sammeln und zu Elektrizität ballen. Die produzierte Elektrizität wird in einer Batterie gesammelt. Diese Batterie kann immer wieder auf natürliche Weise aufgeladen werden und die Lampe erstrahlen lassen, indem die Pflanzenlampenkiste tagsüber wieder in der Sonne steht und Sonne tankt. Genial, was?
Diese Erfindung der Universität ist ein echter Fortschritt und eine willkommene Hilfe für die Einwohner von Nuova Saposoa: 173 Einwohner, davon 37 Familien, benutzen diese Lampe jeden Tag. Die Kinder brauchen sie, um ihre Hausaufgaben zu machen, die Eltern, um Dinge abends zu reparieren oder Handarbeiten zu machen. Im Gegensatz zur Gaslampe mit ihren giftigen Ausdünstungen ist ihre dauerhafte Benutzung nicht gesundheitsschädlich. Natürlich kann diese Erfindung nicht alle Probleme der Gemeinde lösen. Aber es ist ein erster Schritt und vielleicht kommt den findigen Wissenschaftlern und Tüftlern noch die eine oder andere Idee, den Dorfbewohnern mit pfiffigen Erfindungen das Leben besser zu machen?
Diese Lampe ist aber auch der Beginn einer ganz neuen Methode zur Gewinnung nachhaltiger Energie. Sie wurde aber auch möglich, weil es die LED-Leuchten gibt, die mit sehr wenig Strom auskommen. Um eine Glühbirne alten Stils ans Leuchten zu bringen, bräuchte man schon fast einen ganzen Garten voller fleißiger Pflanzen. Die Lampe ist jetzt noch eine recht einfache, aber wirkungsvolle Konstruktion und kann und wird wahrscheinlich andere Bastler zu weiteren Experimenten, Optimierungen und neuen Ideen inspirieren. Wer weiß, was daraus noch alles entstehen kann!
Quelle: https://connectiv.events/