Pflanzenschutzmittel, oft als notwendig für die Landwirtschaft beschrieben, stehen in der EU immer wieder in der Kritik. Einige dieser Stoffe gelten als gesundheitlich bedenklich, und ihre Anwendung sorgt für Diskussionen in Politik, Wissenschaft und Gesellschaft.
Ein Beispiel ist der Fall von Ulrich Elixmann, einem ehemaligen Gärtner, der nach eigenen Angaben über viele Jahre hinweg intensiv mit Pflanzenschutzmitteln in Kontakt kam. Heute leidet er an Parkinson und vermutet einen Zusammenhang mit seinem früheren Beruf. Studien, unter anderem der University of California in Los Angeles, weisen auf mögliche Zusammenhänge zwischen bestimmten Pestiziden und neurologischen Erkrankungen hin. Ein kausaler Nachweis im Einzelfall ist jedoch komplex und wissenschaftlich schwer eindeutig zu führen.
Auch die Regelungen der EU stehen in der Kritik: Zwar gibt es strenge Vorschriften, dennoch können Zulassungen bestimmter Wirkstoffe verlängert werden, wenn eine Neubewertung nicht rechtzeitig abgeschlossen wird. Diese sogenannte Ausnahmeverlängerung wurde nach Recherchen des ARD-Magazins Monitor in mehreren Fällen genutzt. So waren 2021 rund 112 von insgesamt 489 Stoffen von einer solchen Übergangsregelung betroffen. Kritiker bemängeln, dass dadurch auch bedenkliche Substanzen länger auf dem Markt bleiben.
Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA weist gleichzeitig darauf hin, dass die meisten getesteten Lebensmittel in der EU keine Rückstände oberhalb der gesetzlichen Grenzwerte aufweisen. Rund 99 % der Proben liegen innerhalb der zulässigen Werte, 70 % sind rückstandsfrei. Damit soll gewährleistet sein, dass Risiken für Verbraucher minimiert werden.
Fachleute wie der Toxikologe Hermann Kruse von der Universität Kiel betonen dennoch, dass einzelne Substanzen eine höhere Giftigkeit aufweisen können und stärker überwacht oder aus dem Verkehr gezogen werden müssten.
Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Geschwindigkeit der nationalen Behörden: Ein EU-Audit stellte fest, dass Deutschland im Jahr 2016 teils deutlich längere Bearbeitungszeiten bei der Prüfung von Pflanzenschutzmitteln hatte als in den Vorgaben vorgesehen. Dies führte dazu, dass Zulassungen automatisch verlängert wurden, obwohl die Neubewertung noch ausstand.
Die Debatte zeigt: Während Behörden auf strenge Grenzwerte und Risikoprüfungen verweisen, sehen Wissenschaftler und NGOs weiterhin Verbesserungsbedarf bei Transparenz, Geschwindigkeit und dem Schutz von Mensch und Umwelt.