Nicht jede frischgebackene Mutter hat das Glück, ihr Baby stillen zu können. Wenn der Milchapparat nicht richtig „anspringen“ will oder einfach mal nach wenigen Tagen oder Wochen beschließt, den Dienst ganz einzustellen, hilft eigentlich nur noch das altbewährte Fläschchen. Doch was wäre, wenn in Zukunft die Herren der Schöpfung diese Aufgabe für ihre Frauen übernehmen könnten? Tatsächlich ist dies mittlerweile möglich. Der Schweißer Maxamillian Neubauer aus dem US-Bundesstaat Wisconsin hat es seiner neugeborenen Tochter Rosalia zuliebe ausprobiert.
Stillen fördert die Bindung zwischen Mutter und Kind, das ist allgemein bekannt, aber könnte es in Zukunft auch die Bindung zwischen Vätern und ihren Sprösslingen stärken? Eine neue Methode gibt uns vielleicht bald eine Antwort auf diese Frage. Mit dem sogenannten „Supplemental Nursing System“ (auf Deutsch etwa: Still-Ergänzungs-System), kurz „SNS“ genannt, ist es nun auch Vätern möglich, ihr Baby zu stillen.
Als Maxamillians Ehefrau April im Juni 2017 die gemeinsame Tochter Rosalia nach einem Kaiserschnitt auf die Welt bringt, hofft die junge Mutter noch, dass sie den OP-Bereich schnell genug verlassen kann, um ihr erstgeborenes Baby zum ersten Mal zu stillen. Doch Komplikationen während der Operation hindern April daran.
Während es den Ärzten im Operationssaal schließlich gelingt, den Zustand der jungen Mutter zu stabilisieren, muss Papa Maxamillian einspringen, um Tochter Rosalia auf dieser Welt willkommen zu heißen. Da der Körperkontakt direkt nach der Geburt für Neugeborene überaus wichtig ist, darf Vater „Max“ mit seiner Tochter zum ersten Mal „känguruhen“. Dabei wird das Baby, nur mit Windeln bekleidet, dem Vater oder der Mutter nach der Geburt für eine längere Zeit auf die nackte Brust gelegt.
Die Körperwärme und der Herzschlag von Mutter oder Vater helfen dem Säugling dabei, sich von der stressigen Geburt zu erholen und dabei eine Bindung zu seinen Eltern aufzubauen. Schließlich stellt die Krankenschwester Cybil Martin-Dennehy dem jungen Vater eine für ihn seltsame Frage.
„Ich habe mich mit ihr hingesetzt und mein Shirt ausgezogen, um mit ihr zu känguruhen. Die Krankenschwester erklärte mir dann, dass sie (Rosalia) nun etwas Milch bräuchte und wir sie mit einer aufgezogenen Spritze per Hand füttern müssten. Dann fragte sie mich, ob ich mir eine künstliche Brustwarze aufkleben lassen würde, um sie ‘richtig’ stillen zu können. Da ich für jeden Spaß zu haben und der Meinung bin, dass man alles einmal ausprobiert haben muss, sagte ich: ‘Klar! Warum nicht?’“, erzählt Max in einem Interview.
Nachdem sich Mutter April von ihrem Kaiserschnitt etwas erholen konnte, durfte sie das Stillen ihres Babys dann aber wieder übernehmen. Für den frischgebackenen Vater war diese einmalige Erfahrung dennoch etwas ganz Besonderes.
Auch wenn der Anblick eines nuckelnden Säuglings an einer behaarten Männerbrust vielleicht für einige befremdlich erscheint, auf die Bindung zwischen Vater und Kind hat es jedoch ganz bestimmt einen positiven Effekt.